Oftmals erweckt ja so ein herkömmlicher Standardista den Eindruck, als würde er nie im Leben einen HTML-Newsletter anfassen, schon gar nicht mit der Codezange. Ich bin jedoch so eine Standardista – weniger eine loungeige, eher eine anarchische Barrierista -, die mit der Codezange so ziemlich alles anfassen muss(te). Trotzdem ist es anstrengend, noch Jahre mit Outlook und Layouttabellen zu verbringen.
Fast schon zu spät kommt daher die Kampagne des Email Standards Projektes: Outlook’s broken – Let’s fix it.
Uncool. @msofficeus is using Word to render emails in Outlook, killing standards support. See http://fixoutlook.org and RT
Quelle: Outlook’s broken – Let’s fix it
Mit Twitter-Kampagnen wie @fixoutlook lässt sich sicherlich heute viel erreichen, aber ob Microsoft sich davon beeindrucken lässt? Vor allem der Twitter-Effekt ist ja nur dahingehend, dass der Microsoft-Twitter ne ganze Menge Antworten erhält. Das füllt nur den Twitter-Kanal. Das ist dann auch irgendwie folgenlos uncool. Man muss schlicht abwarten können, ob so ein virales Instrument wie Twitter da einen entsprechenden Druck erzeugen kann. In einer ersten Reaktion auf die Twitter-Kampagne – 20.000 Tweets (Twitter-Nachrichten) haben Microsoft bis dato erreicht – gibt sich Microsoft zwar überrascht, wird aber von seiner Strategie nicht abrücken, auch in Outlook 2010 auf die Word-Renderingengine zu setzen.
Das Interesse an einer Standardisierung von HTML-Emails scheint bei Microsoft nicht wirklich gegeben zu sein. Microsoft weist zum einen darauf hin, dass es keine verbindlichen Standards gäbe, und spricht zugleich dem Email Standards Projekt die Legitimität ab:
There is no widely-recognized consensus in the industry about what subset of HTML is appropriate for use in e-mail for interoperability. The „Email Standards Project“ does not represent a sanctioned standard or an industry consensus in this area. Should such a consensus arise, we will of course work with other e-mail vendors to provide rich support in our products.
Quelle: The Power of Word in Outlook
Microsoft sollte sich der Frage stellen, warum andere Entwickler von Email-Diensten seit Jahren erfolgreich an einer Standardisierung und das durchaus mit dem Email Standards Projekt arbeiten? Freilich gibt das Email Standards Projekt selbst zu, dass die Arbeit mit Entwicklern wie Yahoo, Google Mail oder IBM für Notes ein langsamer Prozess ist, aber es hat sich wirklich was bewegt, vor allem bei den Online-Diensten. Und: Das Email Standards Projekt ist allein auf weiter Flur mit der HTML-Email-Standardisierung, aktualisiert jeweils die tatsächliche Umsetzung der Standards in den Programmen und ist auch für mich immer wieder Anlaufpunkt, wenn ich ein konkretes Darstellungsproblem habe wie etwa in Google Mail mit der eher experimentellen Interpretation von margin oder padding – denn: es gibt da wirklich Interpretationsunterschiede ob das padding oben oder links angesetzt wird.
Die Hoffnung auf eine wirkliche Standardisierung für Outlook – so würde ich sagen – geht gegen null. Und um noch eine Ecke weiter zu denken, das bedeutet auch für die Barrierefreiheit von HTML-Mails nichts gutes. Da ich letzthin einen HTML-Newsletter auch für Outlook 2007 barrierefrei umsetzen musste, bin ich sozusagen auf der barrierefreien Augenhöhe, was die wirkliche Umsetzung betrifft.
Überrascht hat mich dann doch, wie flüssig und fast problemlos etwa JAWS 10 ein Layouttabellenkonstrukt vorliest. Aber – wenn Interesse besteht – kann ich gerne mal meine erarbeiteten Richtlinien hier darstellen, denn es lässt sich durchaus – auch wenn ich es kaum zu glauben wagte – ein HTML-Newsletter erstellen, der zwar eine minimale Layouttabelle als Rahmung enthält (für Outlook 2007) aber auch hinreichend Semantik. Wirklich barrierefrei wird man bei der derzeitigen Programmlage einen HTML-Newsletter nur bedingt kriegen, aber man kommt schon sehr nah ran. 🙂
Auch wenn ein einigermaßen barrierefreier HTML-Newsletter heute möglich ist, ist es trotzdem ein Unding, mit Layouttabellen, unzähligen deprecated Elementen und Inline-Styles arbeiten zu müssen. Insofern gerne täglich eine Twitter-Kampagne wie fixoutlook.org. 🙂
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