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World Usability Day 2008 – Düsseldorf

Am 13.11.08 war ich auf dem World Usability Day 2008 Rhein-Ruhr in Düsseldorf und es war zwar eine eher heiße Angelegenheit, vor allem jedoch eine sehr interessante Veranstaltung. Mittlerweile, ich bin ja recht säumig mit der Nachbetrachtung, sind auch fast alle Vorträge online.

Die Vorträge hatten allesamt den unschlagbaren Vorteil, dass sie sich sehr realitätsnah bewegten – vom Abstecher in den Produktkatalog für Elektrorasierer über die Qual der Wahl bei Eierkochern bis zur Usability-Tiefenstudie in Sachen Skype-Nutzung war alles dabei. Dennoch erreichten sie eine gute theoretische und fachliche Tiefe. Überrascht hat mich das Fachpublikum, so was würde man sich im Webstandards- und Barrierefreiheitsbereich auch gerne wünschen. Vielfach fehlte mir dann doch das entsprechende Rüstzeug in Sachen Fachtermini, ich konnte aber dennoch folgen, wenn es um das Ausloten des situativen, familiären Kontextes ging, in dem Eierkocher gebraucht werden. 😉 Ich greife hier nur einige der Vorträge heraus:

Thomas Geis: Eierkocher-Usability – Alltagsprodukte gebrauchstauglich gestalten

Thomas Geis Vortrag Eierkocher-Usability – Alltagsprodukte gebrauchstauglich gestalten (PDF-Datei, 340 Kb) war genauso lustig, wie der Titel verspricht. Gut da kam auch noch eine gewisse Folieneigenwilligkeit hinzu. Aber am Ende des Vortrags konnte man gut am Beispiel eines Eierkochers nachvollziehen, warum herkömmliche Lösungen – sei es der gemeine Kochtopf oder der gängige Eierkocher – am Küchenszenario eindeutig vorbeigehen. Schließlich erwartet man von einem Eierkocher eine gewisse Selbstständigkeit und Individualität – jeder will schließlich sein Ei anders. 🙂 Interessant die eigenwillige Lösung des PiepEis, das quasi auf den Eiindividualisten abgestimmt ist. Da hat dann jeder sein PiepEi, egal wie hart oder weich es gekocht werden soll. Lustige Idee. 🙂

Bernhard Welzel: Informationswüste Produktkatalog – Verloren im Onlineshop

Bernhard Welzel hat mit seinem Vortrag Informationswüste Produktkatalog – Verloren im Onlineshop (PDF-Datei, 90 Kb) klargemacht, dass die derzeitige Online-Katalog-Suche mitnichten zum Wunschprodukt führt. Anhand des Wunsches, einen neuen Elektrorasierer zu erwerben, ist er auf die Online-Suche gegangen. Das größte Problem: Vor dem eigentlichen Produkt sitzen Filtermechanismen, die einem nicht weiterhelfen. Entweder man kann mit dem Hersteller nichts anfangen oder mit der Produktfamilie. Im Grunde müsste man schon sehr viel über das Produkt wissen, um es zu erwerben. Das ist unsinnig. Besser wäre es, den Suchenden zu führen, ihn quasi seine Wahl nach seinen Bedürfnissen einschränken zu lassen. Es gibt viel zu tun. 🙂

Nicolai Schwarz: Usability durch Text – Auch auf den Inhalt kommt es an

Nicolai Schwarz hat in gewohnt guter Form, sich wiederum dem Thema Content Usability angenommen. Ähnlich wie in seinem Vortrag auf dem Webkongress Erlangen (PDF-Datei, 6,9 Mb ) ging es diesmal in Usability durch Text – Auch auf den Inhalt kommt es an wieder darum, auch der Inhalt auf einer Webseite muss nutzbar werden. Was sind die wirklich guten Beispiele, die knapp und doch informativ den Nutzer in und durch eine Webseite führen? Anhand vieler Beispiele konnte man gut erkennen, wo die Wege eher verschlungen oder gänzlich am Nutzer vorbeiführen. Nicolai Schwarz Lieblingsbeispiel eines guten, prägnanten Einleitungssatzes durfte natürlich auch nicht fehlen: twitter. Mir persönlich ist der Einstiegssatz von twitter immer noch zu langatmig, aber grundsätzlich stimmt schon, dass in diesem Satz sozusagen alles über twitter drin steht. 🙂

Jan Eric Hellbusch: Usability ohne Maus und ohne Bildschirm

Schon weit nach individuellem Torschluss – es war mittlerweile wirklich sehr heiß geworden -, vermittelt Jan Eric Hellbusch in seinem Vortrag Barrierefreiheit: Usability ohne Maus und ohne Bildschirm (PDF-Datei, 660 Kb) noch einmal in aller Deutlichkeit die Eckpfeiler für Barrierefreies Webdesign. Besonders betont er den Aspekt der Selbstständigkeit, dass Menschen mit Behinderung ein Webangebot wirklich selbstständig und uneingeschränkt nützen können. Leider war das Publikum im Bereich Usability wirklich fachlich auf der Höhe, was Barrierefreiheit anbelangt stand es jedoch noch ganz am Anfang. Das fand ich dann doch wieder bedenklich, dass die Schere zwischen Usability und Barrierefreiheit so weit noch auseinander klafft. Dabei ist gerade der Aspekt der Gebrauchstauglichkeit, den Hellbusch in seinem Vortrag vehement einfordert, durchaus in guter Äquivalenz zu sehen. Schade, auch hier gibt es noch eine Menge zu tun.

3 Antworten auf “World Usability Day 2008 – Düsseldorf”

  1. Danke für den Bericht.

    Thomas Geis ist übrigens ein echtes Erlebnis. Fachlich top und dazu noch unterhaltsam. Ich hatte schon ein paar Mal die Gelegenheit mit ihm zusammen zu arbeiten.

  2. Das war total lustig, die Folien hatten irgendein Karussellproblem. Jedenfalls sind sie immer hin und her gesprungen. 😉 Und was mich überrascht hat, so seriös Thomas Geis wirkt, er ist aber auch sehr schalkhaft. Und das Thema tat dann natürlich das übrige. Wirklich sehr lustig und kam durch die Praxisnähe schnell auf den Punkt.

    Echt, Du hast schon mit ihm zusammengearbeitet! Cool. 🙂

  3. Wie spannend die Verbindung von Usability und Accessibility sein können habe ich in einer kleinen Session beim letzten Barcamp Wien erlebt. Accessibility und Usability Experten nahmen sich eine neue Website vor und brachten Vorschläge aus ihren jeweiligen Gesichtspunkten.
    Manches war fast diametral – aber doch zu lösen – , in manchem war man sich einig,…
    Dieses fachbereichsübergreifend Arbeiten ist leider noch viel zu wenig ausgeprägt. Jeder Schritt dorthin wäre gut.

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