Wie liest ein Screenreader-Nutzer eine Webseite, welche Strategien entwickelt er. In „Three strategies of sceen reader users“ versucht der iQ Blog zum einen verschiedene Lesestrategien aufzuzeigen und zum anderen für jede der Strategien Wege der Verbesserung und Unterstützung herauszuarbeiten.
Dass ein Screenreader-Nutzer eine Webseite in linearer Form erarbeitet, ist bekannt. Interessant wird es aber dann, wie der Spielraum dieser Linearität genutzt wird. So sind vor allem Anfänger daran zu erkennen, dass sie die Seiten in einem Kreis durchlaufen – das Page cycling.
Unerfahrene Screenreader-Nutzer gehen mehr als einmal durch die Seite, um sich den Inhalt klar zu machen. Nutzen die Tabulatortaste, um rasch mehrmals den Inhalt abzugehen. Erfahrene Nutzer verfolgen im Grunde eine ähnliche Strategie wie das Page cycling, sie forcieren das ganze durch weniger Durchgänge und ein erhöhtes Tempo. Das Speed reading (Schnelllesen) ermöglicht ein schnelles Abklopfen der Seite auf Stichworte. Es geht dabei nicht um Detais, nur um Schlüsselworte. Wird eines gefunden, wird verlangsamt und an dieser Stelle im Detail weitergelesen Eine weitere Lesestrategie zielt auf ein schnelles Erfassen der Struktur einer Seite, das Text mining (Textmustererkennung). Hierbei werden Überschriften und Verlinkungen extern im Screenreader genutzt, um sich eine schnelle Übersicht des Inhalts zu verschaffen.
Wie lassen sich diese Strategien unterstützen? Für die Lesestrategie des Page cycling ist es wichtig, dass die Inhalte sinnvoll strukturiert und in einer semantischen Reihenfolge angeordnet sind. Der Sinn von Sprunglinks wird gerade für diese Strategie klar: Kann man inhaltliche Blöcke auf einer Seite überspringen, wird der Aufwand für das wiederholte Lesen der Seite geringer. Wenn eine Seite semantisch klar strukturiert ist und inhaltlich immer schon zu Beginn genügend Stichworte bietet, ist das gut für ein stichwortgeleitetes, schnelles Lesen wie das Speed reading. Eine gute Überschriften-Hierarchie und klare Verlinkungen unterstützen die Strategie des Text minings.
Das ist alles nicht neu, aber – wie der iQ Blog selbst hervorhebt – das Leseverhalten von Screenreader-Nutzern zu analysieren und zu klassifizieren, hilft Webseiten noch mehr zu optimieren. Denn der Rückschluss auf die Nutzung macht eine klare Semantik noch dringender. Freilich wäre es gut, wenn die Klassifizierung der Strategien noch abgegrenzter und ausführlicher wären. Da die Unterscheidung nicht nur durch das Leseverhalten, sondern auch durch die Häufigkeit der Nutzung mitbestimmt ist und die Strategien sich überschneiden, ist es schwer sie genauer zu bestimmen. Es wäre wünschenswert, wenn eine Untersuchung das Leseverhalten noch genauer herausarbeiten würde. Wer macht den Anfang? 🙂