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WordCamp 2010: Das war mein erstes Barcamp :)

Man kann sich das Wetter nicht aussuchen und derzeit schon eher gar nicht, dann auch noch ruckzuck nach Berlin zum WordCamp 2010 – das war schon eine physische Herausforderung. 🙂 Und es war mein erstes Barcamp und mir ist grade nicht so ganz klar, was es von anderen Events unterscheidet. Aber vielleicht ist da so ein WordCamp nicht wirklich das beste Beispiel dafĂŒr.

Das Betahaus: interessantes GebÀude

Auf die eher provisorischen Gegebenheiten des Betahauses wurde ja schon hingewiesen, als Bruchbude wĂŒrde ich es denn nicht bezeichnen, freilich war es etwas gewöhnungsbedĂŒrftig. Ich bin ja in einer alternativen (Arbeits-)kultur aufgewachsen quasi und bin da schon ziemlich offen, was das Ambiente betrifft. In Kombination mit der Hitze waren die RĂ€ume im 4. Stock eher nicht zu benutzen, alleine sitzen war schweiss-fördernd. 🙂 Durchaus Wohnzimmercharme hat der Raum im Erdgeschoss, intimer und individuell mit Sitzgelegenheiten ausgestattet. Leider waren einige der StĂŒhle schon so klapprig, dass ich dachte, sie wĂŒrden die erste Session nicht ĂŒberstehen – haben sie aber. Jemand verglich das Betahaus mit dem Unperfekthaus in Essen und meinte, das seien ja dann doch sehr große Unterschiede. Ich denke aber auch, dass das Betahaus vielleicht auch andere Funktionen erfĂŒllt als das Unperfekthaus. Auch glaube ich mittlerweile – ich habe ja lange in Berlin gelebt und bin nun nur noch ab und an Zaungast -, dass man an einer Location wie dem Betahaus sehen kann, wie es Berlin an Geld fehlt.

Also, ja – die Location hĂ€tte besser gewĂ€hlt werden können, aber in Mitte oder Prenzlauer Berg ist das wohl dann eher ne Geldfrage fĂŒr so ein Barcamp. Denn, ich denke, was wirklich schick und hip ist in Berlin, kostet halt auch mittlerweile. Das wĂ€re so meine Vermutung. Aber ich fand es in Ordnung. Mikros wĂ€ren schon in diesen halligen RĂ€umen sinnvoll gewesen, in den letzten Reihen hat man kaum verstanden bzw. lesen können, was grade referiert wurde. Positiv möchte ich hervorheben, dass ich es super fand, soviel GratisgetrĂ€nke zu erhalten, das war auch dringend notwendig. Und ich fand im ĂŒbrigen toll, im Cafe auch mittags was Schmales kaufen zu können. Die Kritik hab ich irgendwie nicht verstanden, dass das Barcamp auch noch Brötchen stellen soll. Ist das der Barcamp-Gedanke fĂŒr 200 Leute Brötchen zu schmieren? Aber vielleicht bin ich da auch nicht so dran an diesem Gedanken. Ich halte es fĂŒr völlig in Ordnung mir mittags fĂŒr 4-5 Euro ein gut belegtes und ĂŒberbackenes Fladenbrot zu kaufen? Verstehe ich nicht wirklich, aber vielleicht bin ich schlicht zu alt, um das nachzuvollziehen. 🙂

Schwierig fand ich auch den LĂ€rmpegel, der schon einige Stunden vor dem Halbfinalspiel im Hinterhof des Cafes durch die geschlossenen TĂŒren richtig gut zu hören war. 😉 Gut, ich mach mir wenig aus Fußball, aber auch so wĂŒrde ich sagen, das WordCamp war nach dem gemeinsamen Gucken des Spiels schon eher am Ende. Es hat schon einen Bruch bedeutet, zwei Stunden zu pausieren. Gut, die Veranstalter haben da halt das beste draus machen mĂŒssen, die absolute Mehrheit wollte ja das Spiel gucken. 🙂

Die Sessions waren durchwachsen

Das trifft ja auch auf jede andere Veranstaltung zu. Die Kritik, dass es ja nur fast Session gegeben hĂ€tte, die auf Basics abzielten und man nichts gelernt hĂ€tte, stimmt nur bedingt. Jede Session, soweit sie im Vorfeld angekĂŒndigt war, war ja mit einem Schwierigkeitsgrad versehen. Sessions wie von Thomas Boley zu tempELA – eine Template Engine fĂŒr WordPress Widgets und Plugins – oder von Michael Preuß zu Xtreme One – einem auf YAML und WordPress basierendes Theme-Framework – waren durchaus sehr spannend und haben genau dort angesetzt, wo in WordPress halt seit Jahren zu wenig passiert, was Standardisierung betrifft. So ein sauberes HTML-Template wie Boley jetzt nur fĂŒr Widgets und Plugins entwickelt hat, wĂŒrde man sich sofort fĂŒr die Themeentwicklung wĂŒnschen. Es ist einfach verwunderlich, dass sich im Themebereich da nie wirklich etwas entwickelt hat, was die Trennung von PHP und HTML wirklich ermöglicht. Auch wenn mir die Portierung der Kommentierung von Typo3 dafĂŒr nicht ganz gefĂ€llt, aber es ist mal ein Schritt in die richtige Richtung. 🙂

Auch Michael Preuss geht in die richtige Richtung, wenn er ein Standard-Framework wie YAML reinholt und die Standardisierung noch weiter treibt und fĂŒr das Theme eine Art Metaframework fĂŒr WordPress zur VerfĂŒgung stellt, mit dem man dann x-fache Layout- und Konfigurationsoptionen hat. Freilich ist das dann eher fĂŒr den Webdesigner gedacht, der die Konfiguration fĂŒr den Kunden erstellt und nutzt. Schon eine spannende Sache, vor allem in seiner ĂŒberzeugenden FlexibilitĂ€t.

Meine Session: Twenty Ten – ist das neue WordPress 3.0 Theme barrierefrei?

Mit meiner Session zur Barrierefreiheit des neuen WordPress Themes Twenty Ten war ich dann ganz zufrieden, leider musste ich erst mal Boxen organisieren. Das Screenreaderbeispiel – was ja durchaus als Ovation an die WordPress-Entwicklung gedacht war – hat bei den meisten wieder Verstörung ausgelöst. Ist mir klar, warum das immer noch so ist, aber ich gehe da schon eher drĂŒber weg. Das mĂŒssen Zuhörer meiner VortrĂ€ge schlicht aushalten. Und mit JAWS 11 und der fast schon komfortablen Ausgabe von und Navigation mit WAIARIA Orientierungspunkten – wie es so schön eindeutscht heißt – ist das ja schon richtig handy und sehr wenig verstörend. Und ich finde es wichtig, dass die Leute da genau hinhören, damit es seinen Störungs-Charakter verliert.

Was mir positiv aufgefallen ist: die Leute fragen sofort nach und es wurde mehr diskutiert, als ich gedacht habe. Das kenne ich eher nur aus seminar-Ă€hnlichen ZusammenhĂ€ngen. Spannend. Und, da ich ja derzeit weiter versuche, mit den WordPress internen Mechanismen wie Child-Theme und functions.php ein barrierefreies Theme aus Twenty Ten abzuleiten – dass man quasi nach wie vor den Look und die Möglichkeiten des Default-Themes hat, aber eben auch ein barrierefreies Theme – fand ich es spannend, dass ich dazu auch gleich ein paar Tipps erhalten habe. Das ist sicherlich auch eine QualitĂ€t eines Barcamps, diese offene AtmosphĂ€re des Teilens von Wissen – liegt mir ja ganz besonders, etwas das ich ja immer wieder hier angesprochen habe.

Die PrĂ€sentation gibt es wie immer auf Slideshare. Im Schnellschuss-Verfahren – ich bin erst knapp am Abend davor damit fertig geworden – habe ich das PDF-Dokument auch getagged. Die PrĂ€sentation daher auch als PDF-Datei (844 Kb). Das Theme Twenty Ten bleibt hier auf sprungmarker weiterhin aktiv, ist aber schon jetzt ein Ableitung davon, ein Child-Theme und ich arbeite mich dann an diesem ersten Schritt weiter in Richtung eines barrierefreien Themes, wo auch immer ich schließlich technisch damit landen werde.

Twenty Ten – ist das neue WordPress 3.0 Theme barrierefrei? (WordCamp 2010)

Meine PrÀsentationen auf slideshare.

Summa summarum – wenn es nicht so derart heiß gewesen wĂ€re, hĂ€tte ich mir sicherlich noch mehr Sessions angehört und hĂ€tte mehr Austausch und Tipps mitnehmen können. DafĂŒr können die Organisatoren aber wenig – fĂŒr so eine Hitzewelle. 🙂 Daher – mir hat das durchaus Spaß gemacht und ich bedanke mich fĂŒr meinen ersten Barcamp-Eindruck bei allen, ich werde das wieder versuchen – so ein Barcamp.

16 Antworten auf “WordCamp 2010: Das war mein erstes Barcamp :)”

  1. Danke fĂŒr deinen ausfĂŒhrlichen und kritischen Beitrag!

    PS: Wobei die Frage wĂ€re, ob eine Anlage mit Mikro den Hall nicht noch verstĂ€rkt hĂ€tte. Aber das sind eben nur Mutmaßungen – so wie unsere, dass der Hall deutlich geringer sein sollte, wenn Besucher in den RĂ€umen sind. Das nĂ€chste Mal wissen wir es besser.

  2. Ja, das stimmt – weil es war oben im 4. Stock ja doch durch den leeren Raum recht hallig, das hĂ€tte dann doch interessante Effekte ergeben können. Aber so versiert bin ich in der Mikrotechnik nicht, um das abschĂ€tzen zu können. 🙂

    Und ja, mein Fazit ist durchaus kritisch, aber eben nur bedingt. Ich kann auch mit dem Betahaus gut leben, mich stört das weniger. Eine Teilnehmerin meinte ja, Freunde hĂ€tten ihr gesagt, das WordCamp wĂŒrde ja in einer wilden Gegend sein. Nun gut, da muss man dann danach fragen, woher die Leute sonst so kommen. Denn Kern-Kreuzberg ist einfach nur eine nette Ecke. 🙂 Vielleicht kann man dann so Statements besser einordnen, wenn es die Leute nach besserem, stabileren Orten verlangt.

  3. @jottlieb: das nĂ€chste mal wissen wir das auch nicht besser, wenn uns die Leute der Location im Unklaren lassen, wir hatten ein fach pech und hier zeigt sich wieder, dass man sicherer fĂ€hrt, wenn man Leute aus dem altĂ€glichen „Business“ als PArtner hat; von dem Thema StĂŒhle und Strom will ich garnicht anfangen 🙁

    @Silvia: Danke fĂŒr diese Session! Ich hoffe, dass dieses Thema endlich mehr in den Fokus rĂŒckt, es mehr Infos im Web gibt, mehr Artikel dazu, so dass man einiges aktiver mitbekommt. Hier muss noch immer tief drin stecken, oder das Thema sehr stark verfolgen.

    1. @Frank

      Barrierefreiheit ist durchaus schon lange Thema im Web oder meinst Du den speziellen Fokus auf WordPress. Da gibt es allerdings Nachholbedarf. Ganz klar muss man immer ein Thema mitverfolgen, um auf dem Laufenden zu sein. Grade in der Barrierefreiheit, die ja auch immer mit den aktuellen Entwicklungen parallel gefĂŒhrt werden soll, ist das wichtig.

      Mein Blog ist jedoch sicherlich ein spezialisierter und nicht wirklich was fĂŒr Einsteiger, das stimmt. DafĂŒr gibt es aber genug andere Startpunkte im Web.

  4. […] sowie von Thomas Langel im WordPress-Magazin. Und noch ein Bericht: Jan Tißler von der t3n. Sylvia Egger und Knut Pankrath haben auch einen Bericht […]

  5. Mal ab vom Barcamp: Dein abgeleitetes Theme ist auf MobilgerĂ€ten (hier konkret S60 Standardbrowser auf Nokia E71) wesentlich besser zu lesen als das alte. Auf meinemrelativ kleinen Display muß ich nicht mehr jedes Mal die Futzel-Schrift hochskalieren, sondern kann direkt lesen. Entweder ist die Mobil-Version ausgefuchster oder es gibt womöglich gar keine 🙂

    1. @Maik
      Das hat nichts mit dem neuen WordPress Theme zu tun, sondern das ist ein Plugin fĂŒr mobile EndgerĂ€te: WPtouch iPhone Theme.

  6. Also das Betahaus fand ich jetzt nicht schlecht, das ist halt Berlin 🙂
    Mir hat das WordCamp gut gefallen, es war auch mein erstes, von daher gibt es noch keine Große Vergleiche zu ziehen. GetrĂ€nke und kleine knabereien umsonst zu bekommen war wohl das beste! Bei der Hitze wĂ€re es sonst noch deutlich anstrengender gewesen. Zum Schwierigkeitsgrad der Session war fĂŒr jeden etwas dabei und ich werde wohl selber nĂ€chstes Jahr wenn möglich eine eigene Session zum Thema Plugin-Entwicklung halten. Ich halte wenig von Templateengines, sie sind immer langsamer als php und ich seh kein Unterschied zwischen ###CONTENT### und the_content(); da nehm ich doch lieber das php.

    Gruß Ralf

    1. @Ralf Hortt

      Genau, so sehe ich das auch – Berlin ist halt mittlerweile schon etwas ab vom „Standard“ – also wenn ich das im Vergleich etwa zu Köln sehe.

      Tja, das Thema Templateengines: Ich sehe da schon Vorteile, wenn es um eine Standardisierung geht. Ich arbeite tĂ€glich mit Smarty oder Dwoo und habe da auch immer durchaus Möglichkeiten eine Schleife oder Abfragen zu machen. Aber grundsĂ€tzlich finde ich es wichtiger, diese „Eingriffe“ möglichst schlank zu halten. Und es ist schon ein Unterschied, ob ich eine PHP-Funktion oder PHP-Ă€hliche Funktion verwende oder eben so was schlankes wie Kommentare – auch wenn mir die Analogie zu Typo3 nicht wirklich gefĂ€llt.

      Ich denke, es ist halt immer die Frage, wer arbeitet mit solchen Templates. Programmierlastige haben mit den PHP-Funktionen kein Problem, fĂŒhlen sich eher zuhause. Andere, weniger Programmierlastige kommen mit einfachen Templatesprachen besser zu rande. Die Frage bleibt, fĂŒr wen sind die Templates gedacht. 🙂

  7. Ich möchte hier noch einmal die Gelegenheit nutzen, mich bei Dir fĂŒr Deine hervorragende Session zu bedanken.
    Ich habe zum ersten Mal einen Screenreader gehört und war in der Tat geschockt. Darum sollte Jeder, der Webseiten baut, alles dafĂŒr tun, es den Menschen, die diese GerĂ€te benutzen mĂŒssen, ein wenig leichter zu machen.

    1. @Micha

      Ja, das ist immer noch fĂŒr viele eine interessante Erfahrung, so ein Screenreader. Aber das ist halt nur eine von vielen barrierefreien Optimierungen. Ich möchte weg davon, barrierefreie Optimierung mit Optimierung fĂŒr Screenreader-Nutzer gleichzusetzen.

    1. @Thomas

      Schade, wir haben uns gar nicht gesprochen. Und das kostenlose Eis wurde ja fĂŒr alle ausgegeben, das schien nur so exklusiv. 🙂

  8. […] Sei noch darauf hingewiesen, dass Sylvia Egger die Folien ihres Vortrags bei Slideshare eingestellt hat und ihren Vortrag auch als PDF-Datei (DateigrĂ¶ĂŸe: 822 KB) bereitstellt (siehe hierzu auch ihren Blogbeitrag “WordCamp 2010: Das war mein erstes Barcamp“). […]

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